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auf neu genäht

alte Kleider

Einzelstück

Aus der Sicht eines Kleidungsstückes

Ich bin eine orange Weste und werde schon seit vielen Jahren mit Stolz getragen. Ich soll wärmen und meine Besitzerin hübsch aussehen lassen. Mit meinen anderen Geschwistern aus dem Kleiderschrank werde deshalb immer wieder wunderbar neu kombiniert – in allen Variationen. Am meisten freue ich mich auf die lauen Herbstabende. Das ist meine Jahreszeit. Zusammen mit meiner Freundin, der weissen Bluse, strahle ich dann um die Wette, während der laue Föhnwind tänzelnd an meinen Aussennähten vorbeizieht. Gemeinsam durchleben wir Höhen und Tiefen und immer bin ich mittendrin! Ein herrliches Leben. Kommt der Winter, ruhe ich mich auch gerne einmal zwischen den anderen Kleidungsstücken aus und lasse ihnen den Vortritt. Schmilzt dann der Schnee und die ersten warmen Sonnenstrahlen fallen wieder in den Kleiderschrank, erwache ich zu neuem Leben.
Doch dann wird plötzlich alles anders: Der Frühling kommt, dann der Sommer, danach sogar das grosse Fallen der Blätter bis zu den ersten Eiskristallen an den Fenstern. Aber kein einziges Mal werde ich angezogen. Niemand führt mich aus. Bin ich nicht mehr schick genug? Ist meine Farbe verblasst? Habe ich etwa Löcher? Tief traurig und mit dem beklemmenden Gefühl der Einsamkeit ziehe ich mich in die letzte Ecke des Schrankes zurück und versinke in tiefen Schlaf.

 

 

frische Ideen

Neue Hoffnung

Monate später werde ich von Stimmen vor dem Kleiderschrank geweckt. Eine Freundin erzählt meiner Besitzerin von einer Schneiderin ein paar Orte weiter. Sie soll die Gabe besitzen, den Dingen mit lebendigen Garnen einen neuen Sinn geben zu können. Und weiter erzählt sie von neuen Aufgaben und Bestimmungen, ja sogar von einem zweiten Leben. Es klingt zu schön, fast unglaublich für mich. Neue Hoffnung erfasst jede Faser meines Gewebes. Dann öffnet sich die Schranktüre und ich werde mit einigen anderen Kleidungsstücken herausgenommen und eingepackt. Wir fahren zur Schneiderin und betreten das Atelier. Sogleich umspült ein warmes und freundliches Licht unsere kleine textilen Herzen.

 

 

professionelle Umsetzung

Die Schneiderin

Behutsam breitet die Schneiderin uns auf einem Tisch aus. Alles ist hell erleuchtet. Ein wohliges Gefühl von Zuhause macht sich breit. Alle Falten und Knitter wollen sich bereitwillig hinlegen. Ihre Hände sind warm, weich und vertrauensvoll. Geschickt wendet sie mich hin und her und hält mich mit anderen Kleidungsstücken zusammen. Dann scheint sie eine Idee mit mir zu haben. Etwa eine von diesen mit dem zweiten Leben? Ich merke, wie Aufregung in mir aufsteigt. Mit viel Erfahrung und Geduld öffnet die Schneiderin Naht um Naht und beschneidet sorgsam meine Textilien. Feinstes Garn scheint im Takt der Nähmaschine um mich herumzuwirbeln. Es folgen Knöpfe, Spitzen und allerlei wunderbare Details. Die Schneiderin hält mich vor einen Spiegel – ich erkenne mich kaum wieder. So schön, so lebendig! Ich fühle mich wie neugeboren.

 

 

neu Geschaffenes

Neues Leben

Tage später klopft es an der Tür des Ateliers und meine Besitzerin will mich abholen. Aufmerksam begutachten mich vier Augen aus nächster Nähe. Die Schneiderin erzählt von ihrer Idee, dass ich doch dazu gemacht worden sei, um andere zu tragen und um wertvollsten Dingen Raum zu geben. Dann sprechen sie noch über den besten Freund meiner Besitzerin und von vielen anderen Dingen, die ich nicht verstehe. Nie zu vor blickte jemand so tief in mein Herz hinein. So im Innersten berührt, stellen sich sogleich meine feinsten Fäden auf. Als sie sich voneinander verabschieden, wünscht die Schneiderin ihr noch viel Freude mit der neuen Tasche. Ob ich wohl damit gemeint bin? Keine Ahnung. Ich weiss nur, dass ich auf ihre allerliebsten Kleinigkeiten aufpassen darf und dass sie mich wie früher überallhin mitnimmt. Immer wieder schaut sie mich an und ich sehe Tränen in ihren Augen. Sie muss stolz auf mich sein. Wie sehr habe ich das vermisst.

Atelier

info@perfekt-unperfekt.ch
Geschwaderstrasse 77
8610 Uster-Winikon

Öffnungszeiten

nach Vereinbarung 079 298 34 12

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